China
Die Musterentwicklung chinesischer Teppiche verläuft von Westen nach Osten hin vom figuralen zum offenen, dekorativen Flächenmuster. Die Magnolie ist von alters her in China eine beliebte Blumenpflanze gewesen. Seit dem 11. Jahrhundert war es eine besondere Auszeichnung für einen Chinesen, vom Kaiser eine Magnolie zu erhalten. Die älteren China-Teppiche sind meist weich im Griff und bestehen aus geschmeidiger Wolle, so dass das Gewebe gegenüber den späteren Stücken etwas lappig scheint. Durch das Entstehen weiterer Kolonien in China werden um 1900 und später Teppiche produziert, die ein wesentlich dichteres Vlies besitzen und im Griff stabiler sind. Die Verwendung von sehr dickem Wollgespinst zur Verknotung lässt bei gleicher Knüpfdichte diese Eigenschaft entstehen. Bei diesen Teppichen werden die Farben Dunkelblau, Aubergine und Cochenille als Grundflächen bevorzugt.
Quelle: Peter Bausback, Antike Orientteppiche, Klinkhardt & Biermann, Braunschweig 1978
Der mohammedanische Einfluss trieb bis nach Peking vor, wo noch 1920 Tausende von Mohammedanern gezählt wurden, dies ist eine geringe Anzahl auf die Größe und Ausdehnung des Landes gemessen. So ergibt sich die Tatsache, dass die einzelnen Künstler Chinas vom Verknoten und Verknüpfen des bunten Wollmaterials beeindruckt waren und das Knüpfen von Teppichen allmählich begannen. Bereits im 8. Jahrhundert sind Knüpfobjekte in China bekannt. Das 15./16. sowie 17. Jahrhundert zeigt noch recht primitive Arbeiten aus Ning-Hsia, Kansu und verdeutlicht die starken Einflüsse aus Ostturkestan. Das 17. und 18. Jahrhundert bringt schon eine sehr hohe Kultur der Knüpfkunst, wobei man hierbei immer noch berücksichtigen muss, dass zu dieser Zeit nur grobe Teppiche gearbeitet wurden. Das 18. und 19. Jahrhundert war die eigentliche Hochblüte in Peking, Kansu und Tientsin. Da in Zentral-China bzw. in Ostchina kein sehr gutes Wollmaterial vorhanden war, musste man über die Seidenstraße von Tibet, von Hochsteppe dieses Landes, feines Wollmaterial heranschaffen. Als Zahlungsmittel für dieses hochgeschätzte Material wurden meist Tauschobjekte im Gegenwert wie Kokonseide, Porzellane und Baumwolle geliefert. Aus diesen Gründen können wir uns auch erklären, dass gerade im 17. und 18. Jahrhundert in Zentralpersien, sowie in der Turkmenensteppe, Samarkand, Yarkand sehr wertvolle Teppiche ganz oder teilweise in chinesischer Seide gearbeitet wurden. Diese Gebiete liegen unmittelbar an der Seidenstraße. Chinesische Teppiche in ihrer strengen Gliederung der Flächen und der vereinzelten Motivgebung in spärlichen Blütenzweigen passen sich unseren heutigen, großzügig gestalteten modernen Räumen gut an.
Quelle: Peter Bausback, Alte und antike Meisterstücke chinesischer Knüpfkunst, Mannheim 1974
Am westlichen Ende der großen Chinesischen Mauer, und zwar südlich von der Mongolei liegt die Provenienz Ning-Hsia. Sie ist im eigentlichen Sinne der östlichste Vertreter der ostturkestantischen Teppiche, wenn man sie überhaupt noch hinzurechnen kann. Denn hier in Ning- Hsia werden die Motivgebung Turkmeniens und Chinas stark miteinander verbunden. Wobei in ost-turkestanischen Teppichen meist keine florale Zeichnung in Form der Blütenornamentik vorkommt, ist in Ning-Hsia der Einfluss von Kansu und Ostchina sehr stark.
Quelle: Peter Bausback, Alte und antike Meisterstücke chinesischer Knüpfkunst, Mannheim 1974
Südöstlich von Peking in der Provenienz „Chihli“ liegt die Stadt ,,Tientsin“. In dieser Stadt entstanden um die Jahrhundertwende bzw. danach sehr bekannte chinesische Teppiche, die in großzügiger Ornamentik mit alten Mustern in ihrer ursprünglichen Symbolik geknüpft wurden.
Quelle: Peter Bausback, Alte und antike Meisterstücke chinesischer Knüpfkunst, Mannheim 1974